Auf dieser Seite möchte ich in meine Erfahrungen zur Schreibschriftvermittlung in der Grundschule zusammenfasssen, die ich mit einer bewegungsorientierten Konzeption sammeln durfte - dank der Unterstützung mehrerer Grundschullehrerinnen, die mir die Umsetzung meines Schrifttrainings und viele Hospitationen in ihren Klassen ermöglicht haben.
Meinen Schreiblehrgang "Mein Buchstabenzoo" in der korrigierten VA (VA laut LehrplanPLUS in Bayern) finden Sie auf der Seite "Übungsmaterialien, Schrifttypen und passende Fonts". Der Lehrgang existiert auch in der Variante SAS (mit dem t der LA):
Schreibschrift ist Zweitschrift. So ist die gängige gegenwärtige Unterrichtspraxis. Vorausgesetzt werden kann deshalb beim Schreibschrifterwerb eine Grundalphabetisierung – die Kenntnis der Einzelbuchstaben in Druckbuchstabenform.
Aber nicht nur Form und Laut, auch die Bewegung der Schreibweise hat schon durch die Druckschrift eine Prägung erfahren.
Idealerweise ist es die bewegungsrichtige Schreibweise:
Druckbuchstaben werden oberhalb der Schreiblinie begonnen (außer A,M,N) und senkrecht oder in einem Bogen auf die Schreiblinie hinabgeführt. Die Abwärtsbewegung bestimmt die Druckschrift.
Die Verbindungen der Schreibschrift werden hingegen von der Schreiblinie aus entwickelt. Die Druckschriftbuchstaben werden nun in eine gegenläufige Bewegung eingebunden:
Schleifen- und Girlandenbewegungen verbinden Einzelbuchstaben organisch, sie „rollen“ auf der Schreiblinie und erzeugen einen Bewegungsfluss. Ein Schüler beschrieb dieses veränderte Bewegungsgefühl so: „Wenn man so schreibt, dann ist das wie Achterbahn fahren. Da kommt der Schwung auch immer von unten.“
Das Wichtigste ist es in meiner Erfahrung nach, zunächst dieses neue Bewegungsgefühl zu schaffen und spürbar zu machen.
Mein Schreibschiftlehrgang ist in zwei Einheiten, zwei Bände, eingeteilt. Im ersten Band werden die schreibmotorisch einfacheren Buchstaben eingeführt, die weitgehend an den beiden wichtigsten Grundbewegungen - Schleifen- und Girlandenbewegungen - orientiert sind.
Die Wortauswahl erfolgt dabei so, dass möglichst viele Buchstaben sofort in einem Zug geschrieben werden können. Anfangsbuchstaben der gewählten Wörter , die noch nicht in der Schreibschrift bekannt sind, werden zunächst in der Druckschrift belassen.
Die Großbuchstaben werden jeweils zusammen mit den Kleinbuchstaben eingeführt. Sie sind in der folgenden Auflistung teilweise nicht extra aufgeführt, wenn Druckschriftform und Schreibschriftform identisch sind, bzw. sich nur durch eine leichte Schrägstellung unterscheiden: B C D K O P T Q R S T U V W X
Nicht eingeführt wird anfangs der Großbuchstabe I, denn seine Schreibschriftform entspricht dem Druckschrift-J. Dieser Paradigmenwechsel ist schwierig und kann bei Kindern für Irritationen sorgen.
Schleifen und Girlandenbewegungen und
motorisch leichtere Buchstaben (außerdem: r und s)
Die Buchstaben r und s sind vorkommenshäufige Buchstaben, auf die man bei einer eingeschränkten Wortauswahl nur schwer verzichten kann, denn es gibt sonst zu wenige Wörter, die mit den bereits bekannten Buchstaben schon schreibbar wären. Übrigens: Ganz gleich, welche Progression ein Schreibkurs vorsieht, diese beiden Buchstaben sind schreibtechnisch und aufgrund der fehlenden Übereinstimmung mit dem Druck-buchstaben schwierig und bedürfen immer der genauen Anleitung und intensiven Übung.
Einbindung der linksbogigen Buchstaben und
Einführung seltener sowie schreibtechnisch schwieriger Buchstaben