Damit Kinder von Anfang an Buchstaben in Formgruppen wahrnehmen, z.B. die Linksovale a, d, g, o, q aus dem c entwickeln, habe ich ein Buchstabenheft erstellt.
Darin ist jeder Buchstabe als gewundene Schlange dargestellt. Der Verlauf kann vom Kopf der Schlange aus nachverfolgt werden.
(vgl. Seite "Übungsmaterialien, Schrifttypen.....)
Die senkrechte Linie, die Abwärtsbewegung, ist das wichtigste Element der Druckschrift. Die meisten Buchstaben werden so begonnen:
Ob Kinder diesen Bewegungsablauf einhalten oder nicht, kann man dem vollendeten Einzelbuchstaben selten auf Anhieb ansehen. Bestimmte Entgleisungen und eine Deformation des Buchstabens deuten oft darauf hin. Wichtig ist es deshalb, das Kind beim Schreiben zu beobachten und fehlerhafte Bewegungsrichtungen zu notieren.
1. Senkrechte Linien
Kindern, die die Druckschrift nicht richtig „beherrschen“, fehlt ein Grundgefühl für die Größendifferenz „Mittelband – Oberlänge“. Sie können eine gerade, senkrechte Linie nicht an der (imaginären) Oberlinie oder auf halber Höhe beginnen und exakt an der Schreiblinie stoppen. Um diese Schwierigkeit zu umgehen, beginnen vermutlich manche Kinder bei vielen Buchstaben gerade Linien auf der Schreiblinie. So haben sie nämlich ein Ende der Geraden schon sicher platziert. Ein Größengefühl stellt sich so aber schwer ein und erst recht keine sichere Koordination, wenn Buchstaben mal oben und mal unten begonnen werden.
Diese einfachen Buchstaben müssen zuerst konsequent in ihrem Verlauf von oben nach unten ausgeführt werden. Dabei muss die Größe in der Gegenüberstellung trainiert werden. Sehr hilfreich ist dabei auch das Trainieren einer Schleifenbewegung – in der Größe von 2 Rechenkästchen, einem Rechenkästchen und einem halben. Es muss geübt werden, die Größe exakt zu bestimmen und von Schlaufe zu Schlaufe zu wechseln. Das Größengefühl, das sich in der verbundenen Bewegung entwickelt, lässt sich dann auf unverbundene Linien übertragen. Die Beherrschung von Schlaufenketten ermöglicht zudem das "Führen" der Schrift auf der Schreiblinie oder auch ohne Linie.
Vorteilhaft ist es auch, diese Buchstaben mit einem kleinen Häkchen enden zu lassen:
i l t
Die Abwärtsbewegung wird so im richtigen Moment verlangsamt und erleichtert das exakte Berühren der Schreiblinie. Ein Beispiel: Fragt man Kinder, welche Alternative sie wählen würden, wenn sie die Aufgabe hätten, mit dem Mountainbike auf eine Linie zuzufahren, diese zu berühren, aber nicht zu überschreiten: geradeaus fahren und bremsen oder die Linie in einem Bogen berühren, nennen alle die zweite Alternative als die sicherere.
Das kleine Häkchen verhindert nicht nur das Abgleiten unter die Schreiblinie, es lenkt die Bewegung auch wieder in die richtige Richtung - nach oben für die nächste Abwärtsbewegung. Deshalb ist dieses Häkchen am Ende auch für folgende Buchstaben hilfreich:
h m n
(Diese Buchstaben enden bei beschleunigtem Schreiben oft unterhalb der Schreiblinie.)
2. Senkrechte Linie plus gebogenes Element: b h n m r p
Wird die senkrechte Linie nicht richtig beherrscht, „verkümmert“ häufig das dann angeschlossene gebogene Element. Vor allem n, m und h sind häufig betroffen (vgl. auch obige Schrift des Zweitklässlers). Trainiert werden müssen deshalb Buchstaben mit den Komponenten „gerade Linie + gebogene Linie“, sowohl in ihrem richtigen Verlauf als auch im Hinblick auf eine ausreichende Ausprägung des zweiten Formelements. Geübt werden muss ferner die Rückführung auf der senkrechten Linie, vor allem beim r, um „offene“ Fehlformen zu vermeiden. Das p ist für viele schwierig in einem Zug zu schreiben, weil die Rückführung auf der geraden Linie sich über Mittelband und Unterlänge erstreckt.
3. Linksbogige Buchstaben : c a d g q - o
Diese Buchstaben werden aus dem c entwickelt, um sie in einem Zug schreiben zu können. Das ist vielen Kindern nicht klar, wenn sie „Anbaumethoden“ gewählt haben. Die Gleichschaltung der Bewegungsrichtung linsbogiger Buchstaben ist ausgesprochen wichtig, vor allem weil zwei wichtige Vokale betroffen sind.
Schwierig ist es auch, eine geschlossene Form zu erzielen und den geeigneten Startpunkt dieser Buchstaben knapp unterhalb der oberen Mittellinie zu finden.
4. Der vorkommenshäufigste Buchstabe: e
Das e, der mit Abstand vorkommenshäufigste Buchstabe, ist schwierig, nicht zuletzt deshalb, weil er im Liniensystem auf einer anderen Höhe begonnen werden muss als alle anderen Buchstaben. Das e „tanzt“ leicht aus der Reihe oder wirkt häufig deformiert, besonders wenn er als Kringelbewegungen ausgeführt wird.
Bei anhaltenden Schwierigkeiten gibt es auch die Möglichkeit, auf das „Schreibschrift-e“, die kleine Schlaufe, auszuweichen. Dieses e bietet nach meiner Erfahrung durch seine Schreiblinienorientierung und einfache Form die größte Formsicherheit.
5. Korrekte Einordnung in das Liniensystem
Nicht nur die korrekte Einordnung einiger formgleicher Groß- und Kleinbuchstaben
( Jj, Kk, Pp, Vv, Ww oder Yy) bereitet Schwierigkeiten. Manche Kinder nutzen das Band für die Unterlängen überhaupt nicht, auch nicht beim g (siehe obige Schrift des Zweitklässlers).
6. Gleichschalten der Bewegungsrichtung bei Großbuchstaben
B D E F H K L P R T
Großbuchstaben kommen in der Schrift verhältnismäßig selten vor. Dennoch müssen auch sie dem Bewegungsablauf „von oben nach unten“ folgen. Die obigen Großbuchstaben müssen im Zusammenhang gesehen und alle mit der senkrechten Linie begonnen werden.